![]() | ![]() | ![]() | ![]() | ![]() |
---|
Sana´a "Die schön Gebaute"
Die Einmaligkeit Sana´as offenbart sich schon beim Landeanflug. Als würden sich Lebkuchenhäuser aneinander reihen. Ein filigranes, fantastisches Gebilde aus über sechstausend Wohntürmen und über hundert Minaretten und Kuppeln, eingebettet in ein felsiges, aber fruchtbares Hochtal, umrahmt von zerklüfteten Bergen liegt sie einem zu Füssen, die "Perle Arabiens".
Blickt man aufmerksam hinab, erkennt man Al Kasr, die alte Zitadelle, den zentralen Platz Mindan at Tahrir und den angrenzenden Palastbezirk Al Mutawakil. Man sieht die grünen Inseln der Gärten und die grosse Freitagsmoschee.
"Sana´a muss gesehen werden": So beginnt ein altes Sprichwort, welches so berühmten Männern wie dem Imam Mohammed al Schafa´i in den Mund gelegt wurde. Die Worte haben ihre Gültigkeit bewahrt.
Das "Dach Arabiens" zu erklimmen gehörte bis vor ein paar Jahren nicht mehr zu den beschwerlichen Reisen, wie dies in der Vergangenheit der Fall war. Ich bin sehr glücklich, dass ich diese Reise im richtigen Moment gemacht habe.
Immerhin liegt Sana´a auf einer Höhe von rund 2 300 Metern und wird von noch höheren Bergen umrahmt. Östlich liegt der Djebel Nuqum (2 892 Meter), auf dessen Gipfel man deutlich die Mauer einer Festungsanlage erkennen kann. Gelegen an der Nahtstelle zwischen den Herrschaftsbereichen der nördlichen und der südlichen Stämme war und ist Sana´a immer noch, ein besonders begehrtes strategisches Ziel.
Der Souk
Ich tauche ein in diese fastzinierende, mittelalterliche Atmosphäre, die in dem Gassenlabyrinth mit seinen verschleierten Frauen und den vor Waffen strotzenden stolzen "Gabalis" (den Stammeskriegern) herrscht. Ein bisschen Abenteuer und Romantik ist spürbar. Das Gefühl, in einem Märchen aus tausend und einer Nacht zu sein, stellt sich ein. Der einzigartige Baustil der Altstadt mit den bunt verglasten Gipsfenstern fasziniert mich bei jedem Besuch aufs Neue.
Unmittelbar hinter dem Stadttor, Bab al Jemen, einem Relikt aus der Türkenzeit, drehen Kamele die schweren Mahlsteine der Sesammühlen. Die Händler des Silbermarktes hocken in ihren Verkaufskojen, verbarrikadiert hinter Bergen von Ringen, Gürteln und Krummdolchen. Den Gewürzmarkt mit seinem Wohlgeruch von frischem Pfeffer, Koriander, Bockshornklee, Kardamom, Kreuzkümmel, Sternanis und vielem mehr, kann nicht verfehlen.
Die Handwerkergassen
Die Handwerker sind nach Berufsgruppen in klar abgegrenzten Gassen tätig. Sehr schön sind die Gassen der Tischler, Waffenschmiede, Messingverarbeiter und anderer auch heute noch. Sie arbeiten in kleinen Räumen und mit einfachen Maschinen und Werkzeugen, oft unvorstellbar wie sie ihre schönen Erzeugnisse auf so kleinem Raum herstellen können.
Der traditionelle Handwerkszweig der Silberschmiede ist leider so gut wie ausgestorben. Religiöser Eifer trieb fast alle Juden des Jemen in die Emigration. Mit ihnen verschwanden auch die Silberschmiede.
Nach dem Mittagessen wird Qat gekaut
Am Mittag wird in den Garküchen des Suq al Chobs wie eh und je zerhackter Schafsschädel in Fettsauce angeboten. Kulinarische Leckerbissen sind nicht des Jemeniten Begierde und Mahlzeiten werden in Eile eingenommen. Ist der Hunger gestillt, wird im Suq al-Qat um den frisch gelieferten Qat lautstark gefeilscht. Jeden Nachmittag vollzieht sich das gleiche Ritual. In die Hektik des Marktlebens von Sana´a tritt die Ruhe des Rausches ein. Die jemenitischen Männer kauen über Stunden, mit Freunden, Arbeitskollegen, Nachbarn und Verwandten, genüsslich Quat und verfallen in orientalischen Halbschlaf, der sie die Hitze des Südens der arabischen Halbinsel überstehen lässt.